Ein geschichtlicher Abriss von Petra Bartels

Was ist Ökumene eigentlich? Ganz wörtlich bedeutet es „die bewohnte Erde, der Weltkreis“. Wenn bei uns das Wort Ökumene fällt, ist meist- wie auch in unserem Arbeitskreis- die Konfessionsökumene gemeint: das Zusammenrücken der christlichen Konfessionen, besonders der Dialog zwischen Katholiken und Protestanten.

Seit wann findet Ökumene ganz offiziell in unserer Gemeinde statt?
Ich zitiere hierzu auszugsweise aus unserer Chronik:
„Am 14.03.1971 wurde ein neuer Pfarrgemeinderat gewählt. Die neue Sitzungsperiode wurde auch bestimmt von dem dritten Anliegen des Konzils, das eine stärkere Öffnung für die Ökumene mit den anderen christlichen Glaubensgemeinschaften forderte. So fand am 30. November 1972 eine erste ökumenische Begegnung statt, die neben anderen Fragen den Religionsunterricht zum Thema hatte. Ebenfalls wurde angeregt, in Zukunft den Weltgebetstag der Frauen mit einem ökumenischen Gottesdienst zu begehen. Ein sichtbares Zeichen dieses neuen Verständnisses bietet auch der ökumenische Kirchenchor, der zur selben Zeit entstand“.

Ende der 80er Jahre begannen regelmäßige Treffen zwischen dem kath. Pfarrer, damals Alfons Berger, den ev. Pastoren Klatt und Wiemer und einigen Mitgliedern des damaligen Pfarrgemeinderates und des ev. Kirchenvorstands. Der Ökumenekreis war gegründet. Wir erzählten von unseren Gemeinden, wie wir unseren Glauben leben, berichteten auch über Vorurteile und räumten sie aus. Gemeinsame Treffen und Ausflüge von Senioren wurden geplant und durchgeführt und finden bis heute statt. Von Anfang an waren wir uns geschwisterlich zugetan.

Weitere Aktionen folgten. Angesichts der schlimmen Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien orientierten sich Mitglieder der ev. und kath. Gemeinde gemeinsam im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die politischen Verhältnisse. Die erste Veranstaltung dieser Art fand im Sept. 1991 statt. Sie wurde fortgeführt im Mai 1992.

Eine erneute Intensivierung erfuhren die  ökumenischen Kontakte durch die Einführung eines ökumenischen Gottesdienstes am Pfingstmontag. Der erste Gottesdienst fand am Pfingstmontag, d. 05.06.1995 in der Petri- Pauli Kirche statt, zuerst im Wechsel mit der kath. Kirchengemeinde und der Petri- Pauli Gemeinde, dann auch mit Gemeinden in den Ortsteilen. Diese Tradition besteht bis heute! Das sind aber nicht die einzigen ökumenischen Gottesdienste. Der Auftakt von Zeltfesten in der Kernstadt wird regelmäßig mit einem ökumenischen Gottesdienst begangen, die Einschulungsgottesdienste finden ökumenisch statt.

Der Ökumenekreis, von dem ich gesprochen habe, existiert sehr lebhaft nach wie vor und trifft sich ca. 2- 3 mal im Jahr. Ich will hier einige gemeinsame Aktionen nennen, die durch dieses Miteinander entstanden. Mein kleiner Vortrag erhebt in keinster Weise einen Anspruch auf Vollständigkeit.

· Jahrelang wurden in verschiedenen Gemeindehäusern in Bad Münder ökumenischen Bibeltage durchgeführt.

· In unregelmäßigen Abständen trafen sich Jugendliche aus beiden Gemeinden in der Ö-Kuh-Disco.

· 1999 wurden erstmalig gemeinsam Exerzitien im Alltag begangen und sind seitdem regelmäßig unter Beteiligung der kath. Gemeinde und den ev. Gemeinden durchgeführt worden. Sicherlich in dieser ökumenischen Form nicht selbstverständlich.

· Pfingstmontag 2002 feierten wir ein gemeinsames Pfarrfest.

· Viele werden sich daran erinnern, dass wir im Jahr 2003 zum ökum. Kirchentag nach Berlin fuhren. Ebenfalls seit 2003 wird als Projekt beider Gemeinden der Kalenderweg im Advent begangen.

· Das Jahr 2003 war auch das Jahr des Irakkrieges. Erinnern Sie sich noch an die Friedensgebete im Turmraum der Petri- Pauli- Kirche? Wir haben uns in dieser Zeit im gemeinsamen Gebet verbunden gefühlt.

· Am 04.09.2004 pilgerten wir gemeinsam auf Einladung des ökum. Arbeitskreises rund um Bad Münder als Beitrag zu dem städt. Projekt „Ab in die Mitte“. Der Pilgerweg wurde im Jahr des 500-jährigen Annen- Jubiläums am 22. 07. 2006 wiederholt.

· Seit Sept. 2007 läuft bis März 2008 ein ökumenischer Zertifikatskurs für einen Besuchsdienst in Kliniken und Altenheimen bzw. bei Kranken in Familien.

· Am 09.09.2007 fand der Tag des offenen Denkmals statt. Thema waren hierbei Sakralbauten. Die Kirchen im Deister- Süntel- Tal hatten diesen Tag zum Anlass genommen, ein untereinander zeitlich abgestimmtes Programm von Kirchenführungen anzubieten.

· Zwei außergewöhnliche Projekte im diakonisch- sozialen Bereich will ich noch nennen, die zwar weltanschaulich neutral sind, aber in der seit Gründung Mitglieder unserer Gemeinde und der ev. Nachbargemeinden als aktive Partner mitarbeiten. Das ist zum einen der im Sept. 2003 eröffnete Umsonstladen und zum anderen die jüngst als Außenstelle der Hamelner Tafel gegründete Mündersche Tafel. Morgen ist die offizielle Eröffnung.

· Zum Abschluss noch etwas ganz Aktuelles aus dem ökumenischen Arbeitskreis! Hier ist die Idee entstanden, interessierten Christen die Möglichkeit zu geben, besser verstehen zu lernen oder überhaupt erst kennen zu lernen, wie Gottesdienste katholisch bzw. evangelisch gefeiert werden. Sicher sind wir im laufenden Jahr immer wieder auch in der Kirche ökumenisch vereint, diese Gottesdienste haben aber ihre eigene Gottesdienstordnung. Am 26. Januar diesen Jahres findet nun im Rahmen der Weltgebetswoche in unserer Kirche eine Eucharistiefeier statt, zu der unsere ev. Mitschwestern und – brüder herzlich eingeladen sind. Anschließend wollen wir uns über das Erlebte austauschen und uns den Fragen der ev. Mitchristen stellen. Zum Reformationstag sind wir schon jetzt nach Flegessen eingeladen.

Man sieht, wir verstehen uns gut und wollen uns immer besser verstehen lernen. Wir denken über gemeinsame Projekte nach und führen sie durch, wir beten füreinander und miteinander, wir feiern zusammen! Hier bei uns in Bad Münder wird das Gemeinsame als viel stärker empfunden als das nach wie vor Trennende. Und das ist gut so!